Freie Einstimmung

Schon seit langem verwenden Steelpan-Tuner technische Stimmgeräte - sogenannte Strobotuner, um die Einstimmung der Schwingungsmoden in den Tonfeldern ihrer Instrumente zu kontrollieren. Auch bei der PANArt waren sie zur Einstimmung des Hang im Einsatz. Dies änderte sich im Herbst 2009. Mit dem Freien Integralen Hang ließen Felix Rohner und Sabina Schärer das Stimmgerät hinter sich, und vertrauen seither ganz auf ihr Gehör und ihre innere Resonanz.

Der Grund für diesen Schritt hängt damit zusammen, dass die Schwingungsmoden des Hang oder der Steelpan noch niemals mathematisch-exakt im Verhältnis 1:2:3 eingestimmt wurden. Wie Anthony Achong durch Messungen und mathematische Simulationen nachgewiesen hat, führt eine solche exakte Einstimmung zu einem unerwünschten, extrem schnell ausklingenden und dumpfen Ton. Entgegen der lange Zeit auch von den Tunern geteilten Ansicht, die harmonisch exakte Einstimmung sei das Optimum, ist die Verstimmung der Oktave und Duodezime notwendig für einen guten Steelpanton. In seiner Untersuchung fand Anthony Achong außerdem heraus, dass diese Verstimmung der wichtigste Parameter zur Beeinflussung der Dauer der Teiltöne sowie von Amplituden- und Frequenzmodulationen in der Struktur eines Steelpan-Tons ist. Obwohl es ihnen lange nicht bewusst war, nutzten schon die Steelpan-Tuner Trinidads das minimale Verstimmen der Teiltöne, um einen charakteristischen Kang der Instrumente zu erreichen.[1][2]

Der Verzicht auf das Stimmgerät ermöglicht es den PANArt-Tunern, diesen Parameter konsequent einzusetzen und sich während des Einstimmprozesses ganz auf die Gestaltung der Klangdymamik und die Wirkung des Klangs zu konzentrieren. Das Verstimmen der Teiltöne beeinflusst einerseits den Energietransfer zwischen den Schwingungsmoden einer Stimme und damit das Ein- und Ausschwingverhalten der Teiltöne. Andererseits bewirkt es Amplituden- und Frequenzmodulationen, die den Klang zusätzlich bereichern.

Dem Hangspieler eröffnet die freie Einstimmung neue Möglichkeiten, die Hangklänge zu formen, stellt aber auch höhere Anforderungen an die Sensibilität beim Hinhorchen auf den Klang und Anregen der Hang-Stimmen.

  1. Anthony Achong: Detuning and tonal estructure of steelpan notes. In Anthony Achong (Hrsg.): Proceedings of the International Conference on the Science and Technology of the Steelpan. St. Augustine, Trinidad 2002, S. 41-52.
  2. Anthony Achong: Secrets of the Steelpan. Xlibris 2013, S. 862-889.

Hang® ist eine eingetragene Marke der PANArt Hangbau AG.