Handpan

Mit diesem Ausdruck wird eine Gruppe von handgespielten Blechklanginstrumenten bezeichnet, die als Reaktion auf das weltweit große Interesse entstanden sind, das das Hang in den letzten Jahren ausgelöst hat.

Zum ersten Mal wurde der Ausdruck im Herbst des Jahres 2007 auf der Website des amerikanischen Steelpanbauers Pantheon Steel zur Ankündigung eines eigenen Instruments verwendet, das sich als Alternative zum Hang verstand. Der Ausdruck fand daraufhin Eingang in die Diskussionen des heute nicht mehr existierenden Hang-Music Forums. Als Nachfolger dieses Forums entstand im Jahr 2009 das Internetforum handpan.org. Vor allem im Umfeld dieses Forums hat der Ausdruck Handpan Verbreitung gefunden. Inzwischen löst er im Internet immer mehr die Bezeichnung Hang Drum ab, die in den Anfangsjahren der Handpans fälschlicher Weise noch of verwendet wurde.

Der Begriff Handpan ist umstritten. Befürworter betonen die Notwendigkeit einer Gattungsbezeichnung. Als Kurzform für mit der Hand gespielte Steelpan sei Handpan eine geeignete und gut verständliche Wortneubildung. Sie habe sich bei den an diesen Instrumenten interessierten Menschen eingebürgert und eine bessere Alternative sei nicht in Sicht. Kritiker weisen darauf hin, dass das Hang, auf das sich alle Hersteller von Handpans als Vorbild beziehen, ganz wesentlich durch seine Unterschiede zum Steelpan definiert sei. Außerdem stehe der Begriff Pan für die nationale Kultur der Steelbands in Trinidad und Tobago, zu der weder das Hang noch die als Handpans bezeichneten Instrumente eine Verbindung haben.

Die PANArt-Tuner Felix Rohner und Sabina Schärer lehnen den Ausdruck Handpan als Bezeichnung für das Hang ab, da er eine unreflektierte Kontinuität suggeriert, während sie selbst im Hang "eine nicht zu unterschätzende Zäsur in der Geschichte der mit Hammer getriebenen Blechinstrumente" [1] sehen. Zum einen ist die Steelpan das Instrument eines Kollektivs - der Steelband - während das Hang als Instrument für den persönlichen Ausdruck des Individuums gebaut wurde. Zum anderen stellen die von der PANArt entwickelte Pang-Rohform und der auf ihrer Grundlage entwickelte "Rohner-Schärersche Stimmprozess" Neuerungen dar, die das Hang von der Steelpan wesentlich unterscheiden.

Ein systematischer wissenschaftlicher Vergleich dieser Instrumente mit ihrem Vorbild Hang ist bisher noch nicht unternommen worden. Es ist allerdings festzustellen, dass der verbindende Aspekt aller dieser Instrumente im Wesentlichen im Handspiel auf einem runden, konvexen Blechkörper besteht, in den mit dem Hammer Tonfelder eingestimmt sind. Keines der Instrumente übernimmt dagegen vom Hang die tiefgezogene und nitrierte Rohform in Verbindung mit dem von der PANArt entwickelten, auf Einspannungsprozessen beruhenden Einstimmverfahren. Zwar weisen die Form des Instrumentenkörpers und die Geometrie der Tonfelder einiger Handpans - teilweise große - Ähnlichkeiten zum Hang auf, jedoch kann daraus keineswegs auf Ähnlichkeiten des Materials und des Einstimmverfahrens geschlossen werden. In der Folge sind bemerkenswerte Unterschiede der Klangeigenschaften im Vergleich zum Hang zu beobachten.

Das erste später zu den Handpans gerechneten Musikinstrument war 2007 die Caisa (Bill Brown, Firma Kaisos Steeldrums). 2009 folgten das BElls (Luis Eguiguren, Firma BellArt), das Halo (Kyle Cox und Jim Dusin, Firma Pantheon Steel) und die Spacedrum (Philippe Maignaut und Firma Djoliba). In den anschließenden Jahren erschienen weitere Instrumente. Heute ist der Handpanmarkt durch eine hohe Unübersichtlichkeit bei anhaltender das Angebot weit übersteigender Nachfrage gekennzeichnet. Eine Recherche Ende 2013 ergab eine Zahl von über 70 Anbietern mit Instrumenten unterschiedlichen Entwicklungsstands und sehr unterschiedlicher Qualität. Die meisten boten (teils als "Prototypen" deklarierte) Instrumente zum Kauf an. Aufgrund der starken Nachfrage sind die Preise hoch und liegen meist zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Einen Zusammenhang zwischen dem Preis und der Qualität der Instrumente gibt es nicht. Da es sich auf der Nachfrageseite in der Mehrzahl um unerfahrene Käufer handelt, können sogar außerordentlich schlechte Instrumente zu Spitzenpreisen verkauft werden.

  1. Unveröffentlichte Mitteilung von Felix Rohner an den Autor

Hang® ist eine eingetragene Marke der PANArt Hangbau AG.