Die Sieben Quellen des Klangspektrums
Felix Rohner und Sabina Schärer unterscheiden sieben physikalische Quellen, die zum Klangspektrum des Hang und Gubal beitragen. In ihrem im Sommer 2013 erschienenen Buch ‘Hang Blech Klang Skulptur’ schreiben sie dazu:
"Bei welcher der sieben Quellen wir beginnen, spielt keine Rolle, denn wir treten mit unserem Spiel in eine Ganzheit ein, die sich nicht teilen lässt. Jede einzelne Quelle trägt zum Ganzen bei. In diesem Bewusstsein sind Hang und Gubal zu spielen. Ein Ignorieren oder gar Unterdrücken dieses Reichtums führt zu einer Verarmung, die sich mit Virtuosität oder billigen Effekten nur vordergründig und oberflächlich überdecken lässt." [1]
Die folgenden Quellen werden beschrieben: [2]
- Kontakt
Bei jeder Berührung der Hangoberfläche durch die Hand des Spielers entsteht ein Geräusch durch die Verdrängung der Luft. Es erklingt schon unmittelbar bevor die Schale selbst angeregt wird.
- Kosmos
Dies ist der Gesamtklang des Instruments, der bei jedem Auftreffen der Hand zu hören ist. "Ein Clusterklang, der alles beinhaltet, was schwingen kann." [3] Neben den im Vordergrund stehenden harmonischen hat er je nach Stärke der Anregung auch inharmonische, chaotische Anteile.
- Chor
Der Chor von Hang und Gubal besteht aus sieben Stimmen, in die der Hangbauer mit dem Hammer verschiedene Energiespeicher, die Schwingungsmoden, eingestimmt hat. Die Art, wie die Energie durch die verschiedenen Speicher eines Klangfeldes geleitet wird, und wie sie ausschwingt, wird duch die Vorspannung bestimmt, die bei der Einstimmung gestaltet wird. Der Hangspieler kann die Schwingungsmoden auf vielfältige Weise anregen. Der Umgang mit diesem Klangreichtum bedarf eines intuitiven Spiels, da jede Anregung einmalig ist.
- Kopplung
Wird ein Klangfeld angeregt, breitet sich Schwingungsenergie auch in der ganzen Schale aus. Trifft sie auf Schwingungsmoden in anderen Klangfeldern, die dieselbe Frequenz aufweisen, werden diese ebenfalls angeregt und strahlen Schall ab. Dieser Vorgang ist das Ergebnis der geringen Dämpfung des Pang-Blechs sowie der Gestaltung der Vorspannung und der Randbedingungen der Klangfelder bei der Einstimmung (vgl. auch: Die Schwingungsmoden der Hang-Stimmen).
- Obertöne
Anders als eine flache Platte schwingt die gekrümmte Schale eines Klangfeldes nicht gleichmäßig nach oben und unten, weil sie nach oben unter Zug, nach unten aber unter Druck gerät. Diese nicht-sinusoidale Bewegung führt unabhängig von den eingestimmten Schwingungsmoden zu weiteren harmonischen Obertönen. Ihre Anzahl und Stärke hängen von der Krümmung, der Dicke und der Steifigkeit des Blechs ab. Hier bieten die Eigenschaften des Pang-Blechs gute Voraussetzungen.
- Nachbarn
Bei vehementerem Spiel kommt es zu einer indirekten mechanischen Anregung der benachbarten Klangfelder, was die disharmonischen Anteile des Klangspektrums erhöht. Daher entfaltet sich der Reichtum von Hang und Gubal "unter massvoll achtsamen Impulsen, wer Chaos sucht, klopft besser anderswo an." [4]
- Helmholtz-Resonanz
Hang und Gubal bilden ein Gefäß. Wird die Instrumentenschale angeregt, wird auch die Luft in seinem Inneren in Schwingung versetzt und lässt im Zusammenspiel mit dem Luftkolben im Gu-Hals einen dunklen Ton erklingen, die Helmholtz-Resonanz. Bei aufmerksamem Horchen ist sie beim Hangspiel stets wahrnehmbar. Sie kann auch durch die direkte Anregung des Luftkolbens mit der Hand in Gang gesetzt werden. Durch eine geeignete Haltung des Hang auf dem Schoß lässt sich die Helmholtz-Resonanz auf eine Tonhöhe genau eine Oktave unterhalb des Ding absenken (siehe: Gu-Ding-Integration). Aufgrund seines größeren Volumens hat das Gubal eine tiefere und stärkere Helmholtz-Resonanz.
- ↑ Felix Rohner, Sabina Schärer: Hang Blech Klang Skulptur. Bern 2013, S. 16.
- ↑ Ein ausführliche Darstellung befindet sich in den Kapiteln "Umgang mit Reichtum" und "Quellen des Reichtums", a.a.O., S. 12-18.
- ↑ a.a.O., S. 16.
- ↑ a.a.O., S. 17.
© Copyright by Michael Paschko
Stand 04.12.2013
Hang® ist eine eingetragene Marke der PANArt Hangbau AG.